Ferrata Rio Secco - an der Salurner Klause
Klettersteig an der deutsch-italienischen Sprachgrenze
25.05.2015 Ferrata Rio Secco
Der Klettersteig am "Rio Secco" war schon vor etwa 25 Jahren einer meiner Lieblingsklettersteige: Gut erreichbar von der Urlaubsregion am Kalterer See stellte er eine sportliche Tourenmöglichkeit auch nach einem Tag am See oder in Bozen dar. Etwa ein Dutzend Mal habe ich den Rio Secco zwischen 1990 und 2001 absoviert.
Im Internet hatte ich erfahren, dass der Klettersteig mittlerweile durch eine Vielzahl von Steigbügeln "entschärft" wurde. Wo früher ein gespanntes Stahlseil die einzige künstliche Steig- und Sicherungshilfe an den relativ trittarmen Wänden der Schlucht darstellte, ist dies mittlerweile durch eine moderne Sicherungsanlage ergänzt worden.
Mit Bergkameradin Monika will ich am Pfingstmontag 2015 den "neuen" Rio Secco ausprobieren:
Nach dem Anlegen der Klettersteigausrüstung am Parkplatz queren wir die Staatsstraße SS12 und beginnen rechts der kleinen Kapelle den Aufstieg zum Klettersteig. Ein schmaler Pfad führt in wenigen Minuten in Serpentinen den steilen Berghang empor. Eine kleine Holzbank bietet eine letzte Rastmöglichkeit, bevor der Steig durch die Schlucht des Rio Secco beginnt.
Eine erste Wandpassage führt uns leicht in den Grund der Schlucht, auf der anderen Seite folgt ein erster mittelschwerer Wandaufstieg. Nach einer leichten Querung erreichen wir eine interessante Verschneidung. Früher eine etwas herausfordernde Steigpassage, ist diese durch die neuen Steighilfen deutlich entschärft worden.
Über eine leichte Querung und anschließenden Abstieg erreichen wir wieder den Grund der Schlucht. Die anschließende mittel- schwere Wandpassage beendet den ersten Teil der Steigpassage. Ein Steig führt uns nach wenigen Minuten zum zweiten Teil der Steiganlage: Die folgende Wandquerung stellt sicherlich die "Schlüsselstelle" des Klettersteiges dar. Früher war diese teilweise vom Fels abdrängende Passage für mich nur mit Griff ins Stahlseil zu meistern, jetzt ermöglichen die Steigbügel einen sicheren Stand und Weitersteigen in diesem Abschnitt. Eine weitere Steilstelle leitet dann in einen bewaldeten Kessel, hier befindet sich auch die Notausstiegsmöglichkeit mit Wegweiser.
Wir folgen entlang des Schluchtgrundes und queren eine vergängliche Schönheit: Unzählige Steinmännchen wurden hier von den Begehern des Klettersteiges errichtet, bis sie vom nächsten Hochwasser weggespült werden.
Hinter der Steinmännchensiedlung erreichen wir über eine längere steile Passage mit schönen Platten und Blockstrecken den Ausstieg des Klettersteiges.
Ein schmaler Pfad leitet uns mit mittlerer Steigung in wenigen Minuten zu einer Wegeinmündung. Nach links abzweigend steigen wir auf schmalem Pfad ab. Steile Passagen sind auch hier teilweise mit Drahtseil gesichert und an einer Stelle mit einer Leiter entschärft. Auch der Abstieg erfordert hier Konzentration bis zum Ende.
Der "Rio Secco" ist immer noch ein schöner und gut erreichbarer Klettersteig. Die nun großzügig verbauten Steigbügel haben ihm aber seine ursprüngliche Wildheit genommen und den Charakter verändert. Er ist zwar immer noch nicht unbedingt ein "Familienklettersteig", er entspricht aber dem heute gängigen Anspruch an einen massentauglichen Eventklettersteig.
Letzte Aktualisierung am 11.01.2023 18:11:54 Uhr
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