Berliner Höhenweg & Schönbichler Horn (3133 m)
Vier Tage auf dem Berliner Höhenweg im Zillertal
- Bergschuhe
- Funktionsbekleidung (je nach Jahreszeit und Verhältnissen)
- Hüttenschlafsack
- Kopfbedeckung, Sonnen- oder Gletscherbrille (100% UV-Filter)
- Fleecejacke (mit Windstopper!)
- Rucksack (ca. 35 - 60 Liter)
- Sonnenschutzmittel
1. Tag –21.07.2005 (Anfahrt und Hüttenanstieg zur Greizer Hütte (2226 m))
Mit einem Freund aus Schulzeiten - der extra aus Köln angereist ist - und einer Nachbarin fahre ich am Morgen in etwa 2 Stunden von Oberbayern ins Zillertal. Die tief hängenden Wolken und der gelegentliche Sprühregen verheißen für die Tour nichts Gutes. Trotzdem stellen wir das Auto im kleinen Ort Ginzling ab und beginnen gemütlich den Aufstieg durch den Floitengrund zur Greizer Hütte. Lange geht es in gemütlicher Steigung entlang des Floiten-Baches. Während das Wetter immer besser und wärmer wird, nähern wir uns dem abschlieβenden Aufschwung zur Hütte. Jetzt werden die letzten 400 Höhenmeter noch richtig schweiβtreibend. Trotzdem erreichen wir dann nach etwas über 3,5 Stunden die schön gelegene Greizer Hütte. Nach der Zuteilung der Lager genieβen wir dann noch Nachmittag und Abend bei der guten Verpflegung auf der Hütte.
(ca. 1226 HM↑)
2. Tag – 22.07.2005 (Greizer Hütte (2226 m) - Mörchenscharte (2872 m) - Berliner Hütte (2044 m))
Der erste lange Tag. Nach dem Frühstück geht es bei wolkigem aber trockenem Wetter zuerst den gestern erklommenen Hüttenanstieg über fast 400 Höhenmeter auf Wegmarkierung 502 (diese Wegmarkierung wird uns die nächsten 3 Tage begleiten) wieder zurück in den Floitengrund. Wir queren den Bach mittels einer schmalen Brücke und erklimmen die gegenüberliegenden Moränenhänge. Kurz darauf stehen wir vor der "Schlüsselstelle" der Tour: Eine etwa 8 m hohe Felswand, die mittels Eisenklammern ersteigbar gemacht wurde. Da wir alle über Klettersteigerfahrung verfügen, ging dieses Stück aber problemlos. Nun erfolgt der anstrengende Teil des heutigen Tages. Am steilen Hang geht es in endlosen Serpentinen über 1000 Höhenmeter zur Mörchenscharte empor. Wir gehen langsam und gleichmäβig und gewinnen beständig an Höhe. Kurz vor der Mörchenscharte wird das schmale Tal flacher, die letzten 150 Höhenmeter geht es dann über einige Altschneefelder, bis die Scharte erreicht wird.
Vor uns liegt jetzt das weite Panorama der Berge im hinteren Teil des Zemmgrundes. Vom Schwarzenstein (3369 m) und Hornspitzen (bis 3199 m) bis zum Groβen Möseler (3470 m) zieht der Alpenhauptkamm. Dem Groβen Möseler nordwestlich vorgelagert liegt das Schönbichler Horn (3133 m), welches wir am nächsten Tag erreichen wollen.
Am Treffpunkt mehrerer Gletscherbäche können wir die große Berliner Hütte entdecken. Aber bis dahin sind es noch ein paar Stunden.
Nach einer kurzen Brotzeit beginnen wir den Abstieg in den Zemmgrund. Die ersten 20 Minuten geht es immer wieder über alte Firnfelder, die teilweise vorhandenen Seilsicherungen schauen nur ganz selten durch die Schneedecke. Nach einiger Zeit werden wieder die Wegmarkierungen Nr. 502 sichtbar. Der Weg wird wieder flacher und etwa 400 Höhenmeter unter der Scharte wird der von steilen Felsflanken umgebene Schwarzsee erreicht, dessen tiefblaues Wasser zur Rast einlädt.
Der restliche Weg zur Berliner Hütte führt entlang der Südostflanke des Ochsner (3106 m). Saftige Almwiesen und niederes Strauchwerk wechseln sich ab, bis zwischen den Latschen eines letzten Höhenzuges der groβe Bau der über 125 Jahre alten Berliner Hütte (2044 m) auftaucht. Ein paar kleine Serpentinen, dann betreten wir die imposante Eingangshalle dieser berühmten Alpenvereinshütte. An der Rezeption erhalten wir unsere reservierten Lager zugewiesen.
Den Abend verbringen wir im beeindruckenden Gastraum der Hütte, in seiner Dimension schon eher einem Hotel ähnlich.
(ca. 1038 HM↑, ca. 1221 HM↓)
3. Tag – 23.07.2005 (Berliner Hütte (2044 m) - Schönbichler Horn (3133 m) - Furtschaglhaus (2295 m))
Der morgendliche Run an die Frühstückstheke. Bei einer so groβen Hütte muss alles gut durchorganisiert werden, um nicht im Chaos zu enden. Trotzdem genieβen wir unser Frühstück, bevor wir uns auf die heutige "Königsetappe" begeben.
Über 1000 Höhenmeter sind es bis zu unserem 3000er. Bevor wir den langen Anstieg beginnen, queren wir die groβen Gletscherschliffe im Talboden des Zemmgrundes. Auf flachen Pfaden queren wir mehrere Schmelzwasserbäche und erreichen nach etwa 30 Minuten den Fuβ des vom Schönbichler Horn herunterziehenden Nordostgrates. Wir werden auf diesem Weg von einigen sportlichen Alpenvereinsgruppen überholt, die trotz geselliger Abendveranstaltungen fröhlich des Weges ziehen.
Dann beginnt der Pfad zu steigen. Entlang alter Seitenmoränen nähern wir uns in gleichmäβigem Tempo dem zum Schönbichler Horn ziehenden Felsgrat. Bereits jetzt überholen wir wieder einige Mitglieder der Alpenvereinsgruppen, die teilweise schwer schnaufend am Wegesrand stehen, das Anfangstempo war wohl etwas zu optimistisch.
Oberhalb der Vegetationsgrenze besteht der Höhenzug aus einem scheinbar wirren Haufen von Steinplatten und Felsbrocken. Doch dank der unermüdlichen Arbeit des Wegedienstes des ÖAV besteht die weitere Anlage des Weges groβteils aus sorgfältig angeordneten Steinplatten, so dass eine Art langer Treppenweg bis zum Gipfelaufbau des Schönbichler Horns anzutreffen ist.
Es geht mittlerweile auf dem Kamm des Nordorstgrates weiter. Links und rechtes bricht der Höhenzuges steil zum Waxegg- und Schönbichlerkees ab. Die Luft ist schon merklich dünner als wir oberhalb von 3000 m den steilfelsigen Gipfelaufbau des Schönbichler Horns erreichen. Jetzt erleichtern stabile Drahtseilsicherungen den Aufstieg. Entgegen kommende Bergsteiger zwingen zu - aufgrund der dünnen Luft - willkommenen Wartepausen. Als wir die Schönbichler Scharte (3081 m) erreichen steigen wir gleich weiter zum Gipfelkreuz des Schönbichler Horn (3133 m) auf. Trotz der recht dichten Bewölkung bietet sich während der Gipfelrast ein beeindruckender Blick auf die Gletscher unterhalb des Groβen Möseler (34787 m). Die grauen Blankeisflächen der Gletscher und die überall sichtbaren Schmelzwasserrinnen zeugen aber auch in diesem Sommer wiederum vom starken Gletscherschwund.
Der Abstieg geht die erste halbe Stunde immer wieder über alte Firnfelder. Danach verliert der Pfad schnell an Höhe und führt in gleichmäβigem Gefälle in Richtung Furtschaglhaus. Wir erreichen die Hütte dann kurz vor einem Regenschauer nach einer gesamten Gehzeit (inkl. Pausen) von 6,5 Stunden.
(ca. 1091 HM↑, ca. 840 HM↓)
4. Tag – 24.07.2005 (Furtschaglhaus (2295 m) - Staumauer Schlegeisspeicher (1805 m))
Der letzte Tag unserer Tour. Deutlich tiefer als in den vergangenen drei Tagen hängen jetzt die Wolken. Nach einem gemütlichen Frühstück schultern wir ein letztes Mal die Rucksäcke und beginnen die unzähligen Serpentinen des Abstiegs in den Schlegeisgrund. Danach geht es - immer entlang des Schlegeisspeichers - gemütlich in Richtung der Staumauer. Immer wieder gibt es interessante Mineralien- und Kristallstrukturen in den Felsen entlang des Weges zu bewundern. Nach etwa 3 Stunden erreichen wir die Staumauer mit der Haltestelle. Von hier bringt uns der Linienbus zurück nach Ginzling. Kaum sind wir am Auto beginnt es leicht zu regnen.
(ca. 490 HM↓)
Weitere Informationen für Bergtouren im Zillertal:
Zillertaler Alpen / Tuxer Voralpen, Kompass Wanderkarte Nr. 37 1:50000, Verlag KOMPASS-Fleischmann, Starnberg, ISBN 3-87051-042-0
Letzte Aktualisierung am 11.01.2023 18:15:19 Uhr
© J. Marretsch 2004 - 2024