Half Dome (2695 m) - das Wahrzeichen des Yosemite National Park
Meine zweite Besteigung nach 2004
Länge: 119.533170° W
Gipfelaufbau leichter Klettersteig
- Wetterschutz
- Klettersteighandschuhe oder schwere Bauhandschuhe für die "Cables"
- Abrutschen auf dem Gipfelaufbau
30.09.2019 Half Dome
2004 bin ich mit meiner Frau erstmalig auf das Wahrzeichen des Yosemite Valley gestiegen. Die damalige Tour fand bei besten Wetterbedingungen und und einer nicht ungewöhnlich großen Anzahl weiterer Gipfelaspiranten statt. Seitdem hat sich einiges geändert: Eine Half Dome-Besteigung ist mittlerweile ein "Must Have" im Tourenbuch. Der Nationalparkservice führte im Jahr 2010 ein Permitsystem ein. Maximal 225 Tagespermits werden im Frühjahr jeden Jahres an die Bewerber verlost. Die Erfolgsrate einer Permitbewerbung liegt abhängig von Jahreszeit und Wochentag bei etwa 10 - 35 %.
Im März 2019 hatte eine Bewerbung für den 30. September 2019 Erfolg, so dass diese Tour in eine USA-Südwesttour mit Bergkameradin Monika eingebaut werden konnte.
Gegen 05:30 Uhr Morgens wollten wir aufstehen und eine halbe Stunde später die Tour beginnen. Die kalte Nacht in den ungeheizten Canvas-Hütten des Curry-Village im Yosemite Valley führte zu einem noch früheren Start. Fröstelnd und im Schein der Stirnlampen gehen wir die ersten Meter über die Valley-Loop zum Start des Half Dome - Trails am Happy Isles Trailhead. Die erste halbe Meile des Weges ist weiterhin geteert, obwohl entlang des Merced-Rivers immer wieder kleinere Anstiege zu bewältigen waren. Die Stirnlampenlichter im Tal zeigten uns, dass auch andere Half Dome - Aspiranten bereits unterwegs waren. Im dunklen gingen wir am großen Wegeschild vorbei, an dem die Entfernungen zu den Tageszielen sowie die Distanz zum Mount Whitney dem Ende des John Muir Trails angeschrieben sind. Gerne erinnerten wir uns an den Beginn unseres John Muir Trail-Abenteuers im Jahre 2014.
In den nachfolgenden Serpentinen im Aufstieg zum Little Yosemite Valley wurde uns wärmer, so dass wir uns der ersten Bekleidungsschicht entledigten. Nur mit leichtem Tagesrucksack belastet waren wir schon nach 90 Minuten am Eingang des Little Yosemite Valley welcher durch den Abbruch des Merced Rivers in den Nevada Fall gekennzeichnet ist. Das nächste Wegstück führt großteils flach durch teilweise tiefen Sand in Richtung Little Yosemite Valley Campground, der 2014 das Ende der ersten Tagesetappe markierte. Hier legten wir ein kurze Snackpause ein.
In leichter Steigung ging es danach durch lichten Sequoia- und Pinienwald. Nach etwa 2 Meilen war der markierte Abzweig des John Muir Trail erreicht. Bis hier führte unser Trail entgegen dem Uhrzeigersinn um den Half Dome herum. Die nächsten 1,5 Meilen leiteten uns wieder in südwestliche Richtung. Weiterhin ansteigend wurde der Wald lichter, immer wieder ergaben sich jetzt schöne Ausblicke auf die Landschaften des Yosemite National Parks.
Den Fuss des Sub Dome erreichten wir gegen 09:30 Uhr. Ein einsamer National Park Ranger kontrollierte alle Permits und verglich diese mit der ihm vorliegenden Permitliste. Dann begann der erste anstrengendere Teil des Aufstiegs: Über treppenartig angelegte Felsstufen ging es zum Gipfel des Sub Dome hinauf. Etwa 20 Minuten benötigten wir auf dieser Blockstufentreppe, dann standen wir vor den berühmten Half Dome Cables. Zwei auf Metallpfosten verlaufende Stahlseile führen in etwa einem Meter Abstand die letzten etwa 150 Höhenmeter zum Gipfel des Half Dome hinauf. Ohne diese technische Hilfe wäre die nahezu strukturlose Granitflanke für Bergsteiger in Wanderausrüstung nicht zu bewältigen, da die Steigung bis zu 60 Grad beträgt. Etwa alle 5 Meter ist am Boden aufliegend an den Stützpfosten ein hölzerner Querriegel befestigt, welcher als willkommene Rastposition genutzt werden kann. Ansonsten werden die Schuhe auf Reibung an die Granitflanke gesetzt und sich mit Armkraft an den Seilen empor gezogen.
Noch waren nur wenige Bergsteiger im Aufstieg, ganz vereinzelt waren Personen im Abstieg, so dass wir umgehend unsere Klettersteighandschuhe anzogen und in die Cables einstiegen. Bereits nach wenigen Metern steilte sich die Bergflanke so stark auf, dass der Anstieg kräftezehrend wurde. Die Aufstiegsgeschwindigkeit passten wir unwillkürlich dem Geh- und Pausenrhythmus der anderen Gipfelaspiranten an, da ein Überholen sehr kraftraubend und nur wenig zeitsparend ist.
Nach etwa 15 Minuten legte sich die Granitflanke zurück. Die Cables leiteten uns auf das weite Gipfelplateau des Half Dome, welches wir gegen 10:30 Uhr erreichten. Zufrieden setzten wir uns nahe dem höchsten Punkt auf ein paar Granitbrocken und begannen in der kühlen Herbstsonne die verdiente Gipfelrast. Einige Dutzend Menschen verteilten sich hier, wobei der Fotostandpunkt auf der über dem Yosemite Valley herausragenden Gipfelnase natürlich ein Hot-Spot war. Zum zweiten Mal erreichte ich nach 2004 den Gipfel, der Blick auf die umliegende Berge erinnerte aber auch an die ersten Tage auf dem John Muir Trail im Jahr 2014.Etwa 45 Minuten blieben wir auf dem Gipfel, dann begannen wir an den Cables den Abstieg. Eine durchgehende Kolonne befand sich nun im langsamen Aufstieg. Gleichzeitig gab es auch schon einige andere Bergkameraden im Abstieg. Der Andrang führte jetzt für uns zu zeitaufwändigen und kraftraubenden Stillständen. Kräftemässig oder technisch überfordert oder allein durch die schlechten Reibungseigenschaften des verwendeten Schuhwerks waren einige zur Umkehr gezwungen und quälten sich langsam wieder die Cables hinab. Etwa 25 Minuten benötigten auch wir zum Gipfel des Sub Domes hinab. Ab hier wurde das Gedränge weniger, obwohl auch dieser Abstieg über die Blockstufen durch entgegenkommende Bergsteiger mit mehreren Aufenthalten verbunden war.
Nach dem Passieren des Rangerpostens befanden wir uns wieder auf einem einsamen Trail. Nur vereinzelt trafen wir auf kleinere Bergsteigergruppen, da wir hier auf nur noch wenige Aufsteigende trafen. Den einfachen Trail hinab zum Little Yosemite Campground legten wir in gemütlichem Tempo zurück, hier legten wir nochmals eine kurze Rast ein. Hier im Talgrund war es auch deutlich wärmer als auf dem Gipfel, wo ein kühler Herbstwind geweht hatte.
Am Ausgang des Little Yosemite Valley zweigten wir dann auf den sogenannten Mist Tail ab: Entlang der orografisch rechten Seite des Nevada Falls und später auf der linken Seite des Vernal Falls stiegen wir wieder ins Yosemite Valley ab. Hier tummelten sich eine Vielzahl von Tagestouristen, welche sich das Schauspiel der beiden Wasserfälle aus der Nähe anschauten. Wir trafen am Fuß der Wasserfälle wieder auf unseren Aufstiegsweg und gingen die letzten eineinhalb Meilen zum Happy Isles Trailhead zurück. Von hier war es nur noch eine knappe Meile auf der Talstrasse zurück zum Curry Village, das wir gegen 15:30 Uhr erreichten. Ein sehr schöner Tourentag ging nach 32 Kilometern Wanderstrecke und 1350 Höhenmetern im Auf- und Abstieg zu Ende.Der Abend klang bei Pizza und Bier im Restaurantbereich des Curry Village aus. Am nächsten Tag beendeten wir das Yosemite-Abenteuer und fuhren an die Pazifikküste.
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Letzte Aktualisierung am 11.01.2023 19:03:01 Uhr
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