Montanha do Pico (2351 m) - der höchste Berg von Portugal auf der Azoreninsel Pico
Ein chaotischer Anreisemarathon endet in einer schönen Gipfelbesteigung
Gipfel: 13.05.2012
Länge: 28.399323° W
- Berg- oder Trekkingschuhe
- Teleskopstöcke
- Funktionsbekleidung mit Regenschutz
- Kopfbedeckung, Sonnen- oder Gletscherbrille (100% UV-Filter)
- Fleecejacke (mit Windstopper!)
- Tages-Rucksack (ca. 35 Liter)
- Sonnenschutzmittel
- Verletzungsgefahr am scharfkantigen Vulkangestein
- Oftmals schlechtes Wetter im Gipfelbereich
1./2. Tag - 11./12.05.2012 Mit Hindernissen auf die Azoren
Per "Rail&Fly" fahre ich am Vormittag zum Flughafen München. Pünktlich wird der Airbus A319 der TAP Portugal zum Flug nach Lissabon bestiegen.
Eine erste Verzögerung: "Aufgrund Fluglotsenstreik in Portugal erfolgt der Abflug etwa 45 Minuten später". Zu diesem Zeitpunkt nicht weiter schlimm, der Anschluß auf die Azoren geht erst am späten Abend.
Nach einem ruhigen Flug wird der Flughafen Lissabon erreicht. Hier treffe ich meinen Bergkameraden Sven: Wir hatten uns zufällig im Jahre 2009 bei der Besteigung des höchsten Gipfels von Liechtenstein getroffen und waren seitdem in losem Mailkontakt geblieben. Nun hatten wir eine gemeinsame Tour auf die Azoren verabredet.
Nach einem ereignislosen Nachmittag begann das Reisechaos, nachfolgend im Telegrammstil beschrieben:
- Verschiebung des Abfluges in Lissabon von 20:30 Uhr auf 23:00 Uhr
- Nach Besteigung der Airbus A310 der SATA Richtung Ponta Delgada wird aufgrund Fluglotsenstreik der neue Abflugtermin auf 01:17 Uhr am 12.07.2012 festgelegt
- Warten in der Maschine, Abflug um 01:03 Uhr
- Bereits im Landeanflug auf Ponta Delgada wird aufgrund Wetter bedingter Sperrung aller Azorenflughäfen der Rückflug nach Lissabon angetreten
- Landung in Lissabon gegen 05:30 Uhr morgens
- Unterbringung in einem Hotel durch die Fluggesellschaft (Frühstück, Dusche)
- Gegen 10:00 Uhr zurück zum Flughafen, Ausstellung von Tickets für den Ersatzflug um 16:00 Uhr
- Wegen technischer Probleme wird der Flug auf 19:00 Uhr verschoben
- Ereignisloser Flug nach Ponta Delgada und Unterbringung durch die Fluggesellschaft in einem Hotel
Wir waren mit 24 Stunden Verspätung in Ponta Delgada angekommen. Da wir erst am nächsten Morgen zur Insel Pico weiterfliegen konnen, bleiben von geplanten 32 Stunden nur noch etwa 8 Stunden für Sightseeing und Bergtour übrig. Zumindest die Bergtour wollen wir versuchen, diese dürfte aber aufgrund des engen Zeitfensters (der Rückflug startet um 18:00 Uhr) eine eher "sportliche" Angelegenheit werden.
3. Tag - 13.05.2012 Auf den "Montanha do Pico"
Wir sind pünktlich zurück am Flughafen in Ponta Delgada um unseren Weiterflug zum Reiseziel Pico anzutreten. Doch es gibt wieder Verzögerungen: "Aufgrund technischer Probleme verzögert sich der Flug nach Pico um etwa 45 Minuten". Unser Zeitfenster wurde immer knapper.
Um 09:15 Uhr sitzen wir dann in der "BOMBARDIER Q400" -Turboprop um die letzte Etappe der Anreise zurück zu legen. Der Flug verlief schnell und direkt beim Aussteigen aus der Maschine fiel unser Blick vom Flugfeld auf das Ziel unserer Reise: Der Montanha do Pico (2351 m) - ein richtiger Bilderbuchvulkan - dominiert die Sicht nach Südosten.
Während sich Sven um unser Gepäck kümmert, stehe ich schon am Mietwagenschalter. Im Wagen wird noch das mitgebrachte Navi angeschlossen, der Zielort ist schon einprogrammiert. Es sind nur knapp 13 Kilometer über kleine Nebenstraßen. Wir haben kaum ein Auge für die Schönheiten der Azoreninsel, jetzt zählt nur der Berg. Die letzten 3 Kilometer der Anfahrt leiten oberhalb der Baumgrenze über eine schmale, geteerte Straße zu der Rangerstation, bei welcher der offizielle Aufstiegspfad auf den Montanha do Pico beginnt. Da wir uns bereits am Morgen in Ponta Delgada in unsere Bergbekleidung "geschmissen" hatten, zogen wir nur noch unsere Bergstiefel an und wir waren fast zum Abmarsch bereit. Fast, denn jeder Gipfelaspirant muß sich in der Rangerstation registrieren und eine Sicherheitsbelehrung durchlaufen, da der Berg aufgrund rapider Wetterwechsel nicht ungefährlich ist. Die freundliche Rangerin bemerkte unseren Zeitdruck: Nach der Registrierung brauchten wir uns nicht den 10 Minuten dauernden Film zur Sicherheitsbelehrung anschauen. Sie faßte alles in einen 30 Sekunden Kurzvortrag zusammen. Vielleicht war Sie aber auch durch unsere Ausrüstung augenscheinlich überzeugt, das wir nicht vor unserer ersten Bergtour stehen.
Endlich ging es los. Nach den ersten 50 Metern, welche aus einem schön angelegten Treppenpfad bestanden, betreten wir den Pfad zum Gipfel des Montanha do Pico. Zuerst durch niedriges Buschwerk und in gemächlicher Steigung war einem gut sichtbaren und teilweise 50 cm tief ausgeschwemmtem Pfad zu folgen. Wir legten gleich ein gutes Tempo vor. Die beschriebenen 5 - 7 Stunden für Auf- und Abstieg konnten wir uns nicht erlauben. Oberhalb der Vegetationszone waren auf dem nackten Vulkangestein nur noch Steigspuren zu sehen. 45 hölzerne und nummerierte Leitpfosten sollen bei schlechter Sicht die Orientierung erkleichtern. Trotzdem kein Freifahrtschein für unerfahrene Berggeher, da sich die Leitpfosten nicht immer in Sichtabstand befinden.
Der Weg wird mit zunehmender Höhe steiler, der Blick fällt schon weit über die Insel Pico und den Atlantischen Ozean. Immer wieder sind auch kurze steilere Absätze im Wegverlauf zu erklimmen, welche einen gleichmäßigen Gehrhytmus erschweren. Nach einer Stunde legen wir an einem kleinen Absatz eine kurze Rast ein. Weiter geht es von Pfosten zu Pfosten. Plötzlich verringert der Pfad seine Steilheit: In einem weiten Bogen geht es entgegen dem Uhrzeigersinn und geringer Steigung um den über uns sichtbaren Rand des Vulkankraters herum. Dann stehen wir am Kraterrand.
Unser Blick fällt erstmals auf den eigentlichen Gipfel: Der Pico Pequinho, der "kleine Pico" wird sichtbar. Aus dem Grund des Vulkankraters erhebt sich ein etwa 60 Meter hoher spitzer Kegel. Über einen erkalteten Lavastrom sind wir in wenigen Minuten weglos an dessen Fuß. Zum Abschluß noch ein bischen Kletterei: Teilweise über rutschende Vulkanasche und Lavageröll, ansonsten über grobes Blockwerk klettern wir - teilweise mit Unterstützung der Hände - empor. Dann erreichen wir nach 124 Minuten den Meßpunkt am Gipfel des 2351 m hohen Vulkans. Wir haben es geschafft! Leider sitzen wir hier oben in den Wolken, die Sicht ist gleich Null. Während wir den größten Teil des Aufstiegs im T-Shirt bewältigt haben, läßt uns der kalte Wind hier oben trotz Anorak schnell frösteln. Nach ein paar Fotos und Müsliriegeln beginnen wir den Abstieg. Vorsichtig steigen wir dann den Pico Pequinho herunter.
Nachdem wir das Ziel unserer Reise doch noch erreicht haben, beginnen wir entspannt mit dem Abstieg. Jetzt haben wir auch ein Auge für die karge Vulkanlandschaft an diesem Berg.
Nach etwas über vier Stunden melden wir uns in der Rangerstation zurück. Es bleibt noch ein wenig Zeit um ein paar Eindrücke der Insel mitzunehmen.
Wir fahren in den Hauptort Madalena. Keine Ferienanlagen, irgendwie scheint der Massentourismus an dieser grünen Insel vorbei gegangen zu sein. Im Zentrum ein paar Individualtouristen. Eine Kleinstaftidylle die wir für eine Stunde geniessen können, dann müssen wir zum Flughafen zurück.
Am Flughafen bleibt gerade noch Zeit für eine schnelle Wäsche, dann gehen wir zu Check-In. Als letzte sind wir an der Sicherheistkontrolle, diesmal scheinen die Flüge pünktlich zu sein. Von der Sonneninsel Pico fliegen wir nach Ponta Delgada zurück und landen in einem Wolkenbruch. Die 20 Meter zum Terminal werden wir mit dem Bus gefahren. Es bleibt Zeit für einen Abendsnack im Terminal, dann besteigen wir einen Airbus A320 zum Rückflug nach Lissabon. Der Flughafen der portugisischen Hauptstadt ist um 0:15 Uhr am nächsten Morgen erreicht. Da unser Gepäck nicht durchgecheckt werden konnte, müssen wir noch einmal 20 Minuten warten. Zu spät für eine sinnvolle Hotelübernachtung beschliessen wir den restlichen Teil der Nacht im Terminal zu verbringen.
4. Tag - 14.05.2012 Heimreise
Nach ein paar Stunden Aufenthalt im Flughafen Lissabon verabschiede ich mich von Sven. Während er wieder nach Frankfurt eincheckt, konnte ich mein Gepäck für den Rückflug nach München abgeben und so "unbelastet" zum Frühstück gehen. Im AIRBUS saß ich diesmal auf der richtigen Seite: Beim Rückflug entlang des wolkenlosen Alpennordrands waren Eiger, Mönch und Jungfrau zum Greifen nah.
Der weitere Teil der Rückreise inklusive der Heimfahrt vom Flughafen München per "Rail&Fly" verlaufen ereignislos.
GPS-Trackansicht mit Google® Maps
Nachtrag 2013:
Besuch des höchsten Festlandsgipfels von Portugal (Torre, 1993 m) in der Sierra Estrella.
Letzte Aktualisierung am 11.01.2023 18:01:55 Uhr
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