Vatikanischer Hügel (75 m)
Die höchste nicht bebaute Fläche im kleinsten Land der Welt.

Länge: 12,44763° O
Vorweg: Es ist wirklich keine Bergtour. Doch beim
Sammeln der höchsten Gipfel oder Punkte der
Europäischen Staaten ist der Vatikanstaat als kleinster
souveräner Staat der Erde auch zu berücksichtigen.
Somit gibt es hier auch einen höchsten Punkt. Allgemein
anerkannt ist dies der Petersdom. Doch relevant sind die
höchsten natürlichen oder zumindest nicht bebauten
Flecken der einzelnen Länder. Zu groβ wäre sonst
die Versuchung, beispielsweise Deutschland mittels eines
"schönen" Betonpfeilers auf der Zugspitze zu einem
ordentlichen 3000er zu verhelfen.
Nun wird es im Vatikan etwas schwieriger: Der Kirchenstaat liegt komplett auf dem Vatikanischen Hügel, groβe Teile sind mit Gebäuden bebaut. Etwa ein Viertel des Vatikans bedecken die Vatikanischen Gärten. Und hier finden sich tatsächlich nennenswerte nicht bebaute Flecken und auch der höchste Punkt des Vatikans. Doch eine "Besteigung" des Gipfels ist nicht so einfach möglich:
Eine Besichtigung der Vatikanischen Gärten ist - im Gegensatz zum Petersdom oder der Vatikanischen Museen - nicht ohne weiteres möglich. Nur mit Voranmeldung und Bestätigung seitens des Vatikans sind einzelne Führungen in den Vatikanischen Gärten möglich (siehe Webadresse am Ende der Seite).
Ein Rom-Wochenende im Juni 2011 sollte mit meiner Familie auch das bergsteigerische Highlight im Vatikan beinhalten. Nach der erfolgreichen Ticketreservierung reisten wir am 17.06.2011 in die Ewige Stadt. Am Nachmittag wurde noch der Pflichttermin am Colosseum absolviert.
Am Samstag fuhren wir mit der Metro-Linie A bis zur
Station Cipro - Musei Vaticani. Ein kurzer Fuβweg
führte zum Eingang der Vatikanischen Museen in der
Viale Vaticano an der Nordseite des Kirchenstaates. Dank
der vorreservierten Tickets ging es an den Warteschlangen vorbei
direkt zu der Sicherheitskontrolle, die einem Check im Flughafen
ähnelte. Danach konnten am Schalter die Tickets empfangen
werden. Am Treffpunkt der Tour für die Vatikanischen
Gärten sammelten sich etwa 20 Personen für die in
englischer Sprache durchgeführte Führung.
Pünktlich erschien der Tourguide. Mittlerweile war das
Besucherzentrum voller als eine Fuβgängerzone zur
Vorweihnachtszeit. Über
lange Rolltreppen ging es ins Obergeschoβ,
wo der Ausgang zu den Gärten liegt. Wir verliessen die
Menschenmassen des Besucherzentrums und betraten die
vergleichsweise stillen Gartenanlagen. Auf gepflegten
Weganlagen wurden die Highlights der Gärten angesteuert
und die historischen Fakten erläutert. Dafür hatte
ich aber kaum ein Ohr. Immer wieder verglich ich unseren
Standort mit einem Kartenausdruck, sowie GPS-Gerät und
Höhenmesser.
Im Bereich der Nordseite des Radio Vatican sollte der höchste Punkt liegen, so zumindest die Veröffentlichungen einiger "Gipfelsieger" in verschiedenen Bergforen. Dieser Gipfel war ein bewaldeter Hügel in den Old Gardens zwischen einer Wegegabelung. Schnell wurde auch diese Stelle im GPS-Gerät markiert und einige Fotos geschossen. Der Gipfel schien erklommen.
Nun konnte ich die Führung geniessen. Doch welche Überraschung: Fünf Minuten später erreichten wir direkt südlich des Gebäudes von Radio Vatican die New Gardens, eine streng geometrisch gestaltete Gartenfläche, welche irgendwie "hoch" wirkte. Ein Blick auf GPS und Höhenmesser bestätigte dies: Ganze 8 m waren wir höher als am angeblichen höchsten Punkt! Also wurde nochmals ein Standort markiert. Auf Nachfrage bestätigte der Tourguide, dass dies möglicherweise der höchste Punkt des Vatikans sei, aber im Südwesten sich auch eine hohe Stelle befindet.
Die Führung ging weiter. 15 Minuten später
erreichten wir den Vatikan Heliport in der
Südwestecke des Vatikans. Hier biegt der Fuβweg
nach Südost ab und nähert sich - deutlich ansteigend -
einem Platz vor dem Rundturm "Torre S.
Giovanni". Nochmals ein Blick auf GPS und
Höhenmesser. Wiederum 2 m höher! Wenn ich davon
ausgehe, dass sich innerhalb der vergangenen 20 Minuten der
Luftdruck nicht signifikant verändert hat - es besteht eine
stabile Schönwetterlage - so war hier der richtige
höchste Punkt erreicht. Der weitere Verlauf der Tour bewegte
sich immer in deutlich niedrigeren Regionen der Gartenanlage.
Auch gab es erkennbar keine weiteren Bereiche mit einer
ähnlichen Höhenlage.
Der weitere Gang durch die Vatikanischen Gärten beziehungsweise der Abstieg vom Vatikanischen Hügel ergab die sicherlich besten Perspektiven auf die beeindruckende Kuppel des Petersdoms.

Da wir schon mal da waren wollten wir natürlich auch in die Sixtinische Kapelle: Inmitten eines Besucherstroms führte eine endlos erscheinende Wanderung - nicht Kinderwagen tauglich - über unzählige Treppen, Absätze und Räume in die Sixtinische Kapelle. Überfüllt mit lauten Touristen hatten wir kaum ein Auge für die Sehenswürdigkeiten, sondern suchten schnell den Ausgang. Dagegen war die Warteschlange am Petersdom und die nahezu menschenleere Krypta eine deutlich entspannendere Angelegenheit.
Den Nachmittag verbrachten wir an weiteren Sehenswürdigkeiten von Rom, wie zum Beispiel dem Trevi-Brunnen und der Spanischen Treppe.
Der Vormittag des 19.06. wurde am Monte Giannicolo südlich des Vatikans verbracht. Am Nachmittag endete unser "Bergwochenende" mit der Fahrt zum römischen Flughafen Fiumicino und dem Heimflug.
Modellansicht eines Teils der Vatikanischen Gärten mit den beiden höchsten Punkten:
1. Platz vor dem Torre S. Giovanni
2. Der Bereich der New Gardens
Letzte Aktualisierung am 11.01.2023 18:02:39 Uhr
© J. Marretsch 2004 - 2025